Seit dem 30. April 2019 entweicht eine weiße Wolke aus dem alten Esse-Kamin. Das hat nichts mit Papst- oder Äbtissinnen-Wahl zu tun. Sondern: Vier Stockwerke tiefer wurde unser zweites Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Seitdem läuft es munter vor sich hin. Das gute Ergebnis sieht man an den Stromkurven unseres Stromanbieters, die sichtlich nach unten gingen.
Im Herbst 2018 bauten wir unser erstes Blockheizkraftwerk. Wir hatten schon im Jahr zuvor recherchiert, ob es für unsere Klosteranlage sinnvoll sei, ein Blockheizkraftwerk zu bauen. Wegen des großen Warmwasserverbrauchs auch im Sommer hieß die Antwort „Ja“. Im Sommer 2019 ergaben sich dann Kontakte zu einem Betreiber und auch Bauer von Blockheizkraftwerken. Eine intensivere Untersuchung unserer Heizungsanlage ergab, dass es ratsam sei, möglichst bald Teile unserer Anlage durch ein BHKW zu ersetzen. Das taten wir dann auch. Inzwischen haben wir Erfahrungen mit den Auswirkungen und können nur bestätigen, dass dieser Schritt gut, sinnvoll und zukunftsweisend war.
Auf diesem Hintergrund wurde uns nahegelegt, möglichst bald ein zweites Blockheizkraftwerk im Bereich unserer Hauptheizstation folgen zu lassen. Wir hatten inzwischen gelernt, dass wir mit jedem Tag, an dem das BHKW läuft, Geld einsparen – deutlich mehr als ggf. Darlehenszinsen ausmachen würden. Und so wagten wir diesen Schritt. Zunächst musste ein Platz gefunden werden. Anders als zunächst angedacht, fanden wir den „optimalen“ Platz in unserer alten Schmiede. Hier ist die Nähe gegeben zu einem Kamin, zum Anschluss an das Stromnetz, zu den Warmwasserboilern. Die Umsetzung bedeutete dann erst einmal Umräumen. Für das BHKW wurde ein gesonderter neuer kleiner Heizraum geschaffen mit allen Erfordernissen, die es zu beachten gibt. Dann hieß es, eine Gasleitung zu legen und den Kamin anzuschließen. Zum Schluss fehlte dann nur noch der Stromzähler vom Bayernwerk. Als dieser unangekündigt am 30.04. angebracht wurde, war noch der Elektriker der BHKW-Firma vor Ort und wir konnten unser Blockheizkraftwerk 2 („Alte Schmiede“) in Betrieb nehmen.
Kernstück eines Blockheizkraftwerkes ist ein mit Gas betriebener Motor mit Stromgenerator. Der Strom wird in unser eigenes Netz eingespeist, der Überschuss ins öffentliche Stromnetz. Die Abwärme vom Motor wird zur Erwärmung von Wasser verwendet (Warmwassererzeugung, Heizungswasser). Energieträger für unsere zwei Blockheizkraftwerke ist Flüssiggas. Hier auf der Insel und insbesondere bei unseren denkmalgeschützten Gebäuden haben wir nur eine geringe Palette von Möglichkeiten. Unsere alte Heizungsanlage läuft auf Öl. Diese arbeitet jetzt nur noch im Hintergrund und auf Anforderung, wenn für die Heizung die neuen Blockheizkraftwerke nicht mehr ausreichen. Im Zuge des Baus des ersten Blockheizkraftwerks wurde eine Interimslösung für die Lagerung von Flüssiggas geschaffen: zwei oberirdische Tanks. Seitdem wir jetzt das zweite BHKW in Betrieb haben, müssen wir alle drei Wochen Flüssiggas nachliefern lassen. Neben dem kurzen Lieferintervall bedeutet das auch erhöhte Kosten für die Autofähre. Dieser Zustand soll nach den Sommerferien beendet werden. Für den Herbst planen wir den Einbau eines unterirdischen Flüssig-gastanks hinter unserer dicken alten Klostermauer.